Die stärkste gegen Akne wirksamste Substanz ist Isotretinoin (cis-Retinsäure), ein orales synthetisches Retinoid. Es interagiert mit allen für die Pathogenese der Akne relevanten Faktoren: Isotretinoin führt zu einer Normalisierung der follikulären Verhornungsstörung, unterdrückt massiv die Sebumproduktion über eine Verminderung der Talgdrüsengröße und -sekretion, reduziert die follikuläre Besiedelung mit Propionibacterium acnes durch Entzug der für das Wachstum benötigten mikroaerophilen Bedingungen und verfügt über antiinflammatorische Aktivität. Tabelle 7 listet das Indikationsspektrum für den Einsatz von Isotretinoin auf.
Tabelle 7 Indikationen zum Einsatz von Isotretinoin bei der Acne vulgaris
Absolute Indikationen | Acne conglobata; Familiäre Belastung hinsichtlich einer vernarbenden Akne |
Relative Indikationen | auf eine adäquate topische Behandlung nicht ansprechende Akne; sehr starke psychoreakive Beeinflussung |
Gelingt es innerhalb eines vernünftigen Zeitraums von circa 6-9 Monaten mit einer topischen Behandlung keine signifikante Besserung der Akne zu erzielen, ist das Umsetzen auf Isotretinoin indiziert.
Die empfohlene Tagesdosierung liegt bei 0,5 mg/kg KG, wobei im Falle guter Verträglichkeit auch im Verlauf auf eine Dosis von 0,8 mg/kg KG gesteigert werden kann. Bei Erreichen einer kumulativen Gesamtdosis von 120-150 mg/kg KG kann mit einer geringeren Rezidivrate gerechnet werden. Bei Frauen im gebährfähigen Alter ist die Gabe von Isotretinoin nur unter strengsten Kontrollen möglich: Initiierung der Behandlung erst, wenn vor und nach einem Zeitraum von 4 Wochen mit konsequenter Verhütung 2 ausreichend sensitive Schwangerschaftsteste ein negatives Resultat zeigten. Im weiteren Verlauf Kontrolle alle 4 bis 5 Wochen. Abgabe der Isotretionoin-Medikation immer nur für einen 30-tägigen Bedarf. Die häufigste und teilweise sehr heftig ausfallende obligatorische dosisabhängige Nebenwirkung betrifft Haut und Schleimhäute, die durch eine ausgeprägte Trockenheit und Cheilitis gekennzeichnet sind. Eine zusätzliche spezifische Behandlung ist in der Regel nicht notwendig. Dagegen ist eine begleitende intensive Feuchtigkeitspflege der Haut und v.a. der Lippen Pflicht, durch die Isotretinoin-induzierten Hautirritationen wirksam abgemildert werden. Bei Kontaktlinsenträgern empfiehlt sich während der Behandlung der Wechsel auf eine Brille. Epistaxis ist häufiger zu beobachten.
Kommt es zu Myalgien unter der Behandlung kann die Dosis reduziert werden. Bei weiter bestehenden Beschwerden ist das völlige Absetzen notwendig. Eine Kontrolle der Leberfunktionsparameter und der Fettwerte vor Beginn der Behandlung, nach 4 Wochen und bei unauffälligen Werten alle weiteren 3 Monate wird empfohlen.