Thromboembolie-Prophylaxe
Es können heute Patientengruppen identifiziert werden, die ein hohes, mittleres oder niedriges Risiko für eine venöse Thromboembolie aufweisen. Bei Eintreten einer medizinischen Risikosituation (Operation, Bettruhe) ist eine entsprechende Prophylaxe durchzuführen, die sich als wirksam erwiesen hat.
Folgende Empfehlungen, welche auf kontrollierte Studien beruhen, können gegeben werden:
Physikalische Prophylaxe:
Derartige Verfahren sind in allen Risikogruppen als Basismaßnahmen zu empfehlen. Die Effizienz einer Thromboembolieprophylaxe wird durch die Kombination von physikalischen und medikamentösen Maßnahmen verstärkt.
Medikamentöse Prophylaxe:
Hohes Risiko:
- Niedermolekulares Heparin (NMH) in der jeweils für Hochrisikopatienten empfohlenen Dosierung (4.000 – 5.000 Anti FXa Einheiten alle 24 Stunden, Beginn präoperativ 12 Stunden).
- NMH 2.000 – 3.000 Anti FXa Einheiten alle 12 Stunden, erste Injektion 2 Stunden präoperativ, postoperativ eventuell 4.000 – 5.000 Anti FXa-Einheiten einmal täglich
- NMH plus DHE in ausgewählten Fällen
- Orale Antikoagulation
- 3 mal täglich 5.000E Standardheparin (nicht ausreichend bei Höchstrisikopatienten)
Mittleres Risiko:
- 2 mal täglich 5.000 Einheiten Standardheparin
- 1 mal täglich NMH 2. – 3.000 Einheiten Anti FXa Einheiten (erste Injektion 2 Stunden präoperativ)
Niedriges Risiko:
- Physikalische Thromboembolieprophylaxe
Im allgemeinen wird heute eine Prophylaxedauer von 7 – 10 Tagen empfohlen. Bei Hochrisikopatienten und ungenügender Mobilität ist eine Prophylaxedauer von 3 Wochen und länger nach Krankenhausentlassung oder bis zur Gipsabnahme (orale Antikoagulation, NMH) angezeigt. Eine Patientenaufklärung ist erforderlich.
Neben diesen durch Daten aus der Literatur abgesicherten Empfehlungen, welche auch forensische Bedeutung erlangen können, haben sich auch verschiedene andere Maßnahmen seit Jahren bewährt (allgemeines pflegerisches Management mit Vermeidung von Dehydratation, Früh- bzw. Sofortmobilisation, Kompressionsverbände, elektrische Wadenstimulation, aktivierend passive Sprungsgelenksbewegung, Hochlagern der Beine, Atemübungen usw.), wobei aber keine ausreichend stichhaltigen Studien vorliegen.
Entscheidend ist vor allem ein gesteigertes Bewußtsein bezüglich der Thrombosegefahr bei jedem einzelnen Patienten sowie eine Thrombosesuche bei jedem Verdachtsfall.